Georgy – das Sorgenkind
Also… als unsere Futterfrau mich damals zum ersten Mal sah, gings mir total mies – ich war wohl ins Wasser gefallen und naß wie ein begossener Pudel. Und so krank und fiebrig, dass ich mich nicht mal mehr geputzt habe. Schließlich musste ich mich ja mit meiner restlichen Kraft darauf konzentrieren irgendwie am Leben zu bleiben. Was kümmerte mich da mein Aussehen?!
Irgendwie habe ich mich dann berappelt und nach Kastration, Wurmkur und einer Vitaminspritze habe ich mich auch tüchtig angestrengt, richtig zu Kräften zu kommen. Die Futterfrau hat mich vor ihrer Haustür noch zusätzlich gefüttert, ich hatte sie mit meinem heiseren Gejammere immer zu zweiten, dritten Frühstücken, Zwischenmahlzeiten und Desserts überreden können. Aber so richtig habe ich immer noch nicht zugenommen.
Im Oktober dann ist mir ganz was blödes passiert: ich bin so ein bißchen rumgestreunt wie immer und irgendwie tat mir mein Bein ganz furchtbar weh und noch so ein paar Stellen am Bauch, ich konnte kaum mehr auftreten. Das war auch so komisch glibberig, das mochte ich nicht wegputzen. Ich hab das dann kaum noch ausgehalten und als die Futterfrau spät abends nochmal draußen war, bin ich ganz schnell zu ihr gehumpelt und habe sie ganz laut angemauzt. Sie hat es auch sofort kapiert und mich zu sich rein geholt. Sie wollte erst mein Bein abwaschen, hatte aber Angst, mir noch mehr weh zu tun. Ich bekam für die Nacht ein kuscheliges Bett und leider nur Wasser. Am nächsten Tag hat sie mich ziemlich gemein in eine Kiste gesperrt und ist zur Tierärztin gefahren. Mannomann, hatte ich vielleicht Angst! Viele Leute, die mich festgehalten und mir dann so ein spitzes Ding ins Bein gestochen haben!
Die Futterfrau war auch dabei und hat mich ein wenig beruhigt, aber als sie dann weg war und der tiefe Schlaf kam, wusste ich gar nicht mehr, was jetzt aus mir werden sollte. Ich musste 10 lange Tage bei dieser Ärztin bleiben, eingesperrt in so ein Katzen-Krankenzimmer in einem Raum mit immer wieder anderen Artgenossen, die kamen und gingen. Als ich gemerkt hatte, dass ich regelmäßig Futter bekam und mein Bein nicht mehr so weh tat, erlaubte ich den Leuten sogar, mich zu kraulen (wäre ja blöd gewesen, das nicht auszunutzen 😉 ).
Ich muß wohl irgendwie in Lauge geraten sein, vielleicht beim Streunen in der Nachbargarage an Möbelbeize oder so, und das hat mir buchstäblich die Haut von den Knochen gelöst. War ganz schön ekelig, kann ich Euch sagen!
Und das mit meiner Figur liegt wahrscheinlich an so komischen Dingern, Kokkzidien, die ich im Darm hatte und die jetzt weg sind. Obwohl die Tierärztin auch meinte, meine Bauchspeicheldrüse könne vielleicht ein bisschen kaputt sein, weil ich immer so viel Hunger habe und so.
Na, jedenfalls hat mich die Futterfrau wieder abgeholt und als ich dann endlich aus der doofen Kiste raus war, wollte ich erst für immer verschwinden! Habe dann aber nach ca. 1 Meter Flucht nochmal nachgedacht und mich doch lieber kraulen lassen 🙂
Eine Woche später ist mir dann schon wieder ein Malheur passiert: ich bin beim Springen irgendwo hängen geblieben und habe mich am Oberschenkel “aufgeschlitzt”, ging bis in den Muskel, aber ich habe mir kaum was anmerken lassen. Nur hatte die Futterfrau auch das wieder gemerkt und mich schon wieder in die Kiste und dann zur Ärztin geschleppt. Ich mußte schon wieder schlafen und danach bin ich zwar direkt wieder abgeholt worden, aber das Bein tat erstmal richtig weh, mit diesen Fäden drin.
So, und nu wohne ich bei unserer Futterfrau, die hat auch die kleinen Flohpopos genommen hat, obwohl sie mit uns dreien jetzt schon 5 Katzen hat.
Ich bin jetzt eine richtige Hauskatze geworden! Ist zwar noch ein wenig ungewohnt, weil ich immer Angst habe, dass die mich doch nicht haben wollen und mich dann wegjagen. Aber das Futter ist Klasse und so schön kuschelig warm ist es vor allem! Ich habe schon ganz gut zugenommen und meine Leute haben die Hoffnung, dass ich eine richtig normale Katze werde. Wenn ich dann unbedingt mal nach draußen soll, warte ich vor der Tür und mogele mich bei der allernächsten Gelegenheit wieder rein. Ich benutze auch ganz brav die Katzentoilette – soviel Anstand muss ja sein, sonst krieg ich doch noch die Kündigung.
All Ihr Straßenkatzen und Streuner – ich kann es Euch nur empfehlen: sucht Euch nette Leute aus, seid lieb zu ihnen und benehmt Euch immer korrekt – die haben in ihren Häusern warme Heizungen unter Fensterbänken, von denen aus man den Winter draußen in aller Ruhe beobachten kann, weiche Sofas mit Kissen, auf denen man neben ihnen liegen und und stundenlang gekrault werden kann! Und wenn man lang genug mauzt, öffnen die für Euch viele Dosen und machen Türen auf und zu, so oft Ihr das wollt!
So macht das Leben richtig Spaß 🙂
Viele Grüße – Eure Georgy.
26. Dezember 2003 – Georgy ist tot!
Dieses Jahr war Weihnachten besonders traurig… Georgy musste eingeschläfert werden.
Sie war von Sonntagmorgen bis Montagabend nicht im Haus, was schon sehr untypisch war, aber sie fraß dienstags wieder supergut und somit gab es zum Glück wieder Entwarnung, was ihren Zustand betraf. Mittwochnacht, Heiligabend, ging es ihr trotz eines reichlichen Frühstücks sehr schlecht. Sie hatte einen etwas schwimmenden Blick, schien sehr matt und kraftlos. Am Donnerstag fuhren wir zum notdiensthabenden Tierarzt, der eine Untertemperatur von 36 Grad feststellte. Ich erklärte ihm, dass Georgy eine “besondere” Katze sei, die sich oft wieder aus sämtlichen Situationen erholt habe, und ich war froh, dass er meinte, man solle Katzen auch nicht zu früh aufgebeben. Allerdings sei dieser Zustand schon ein “Grenzfall”. Sie bekam diverse Spritzen und die Empfehlung, mithilfe einer Wärmflasche die Körpertemperatur nicht weiter sinken zu lassen…
Zuhause angekommen, wollte Georgy gerne in den Keller, kuschelte sich dort im Wäschekorb an einem Heizkörper an unseren ältesten Kater und ich ließ sie dort. Abends packte ich mein Bettzeug auf die Couch im Wohnzimmer, stellte die Heizung ganz hoch und legte mir Georgy auf den Bauch (sie ließ sich zuvor niemals auf den Arm nehmen!), da sie die Nummer mit der Wärmflasche nur bedingt gut fand. Ich hielt sie fast die ganze Nacht im Arm, bis auf vielleicht 2 Stunden, in denen ich fast das Gefühl hatte, erdrückt zu werden (zwei weitere Katzen leisteten Georgy Gesellschaft und lagen ebenfalls auf mir) und in denen ich dann wenigstens schlief. Georgy lag auf einem Sessel neben mir und ich bekam jede Bewegung mit. Sie wollte immer wieder mal zum Wassernapf, den sie torkelnd auch erreichte. Zweimal ging sie zum Pieseln auf die Katzentoilette, trotz der Anstrengung – soviel Anstand musste sein… Wirklich ruhig war sie nur, wenn ich sie auf meinem Bauch liegen hatte und sie mit beruhigendem Zureden kraulte. Sobald ich sie ansprach, antwortete sie mir mit fast lautlosem Maunzen und fiel dann bald wieder in eine Art Schlaf.
Ich hatte so sehr gehofft, dass sie entweder aufsteht, sich reckt und wieder Hunger hat oder dass sie ganz friedlich in meinen Armen für immer einschlafen möchte! Beides ist leider nicht passiert… Morgens ging es ihr immer noch nicht besser, der Gang, wenn auch irgendwie zielstrebig, wurde immer wackeliger, ihr Blick trüber… Kurz bevor ich die Kraft hatte, die notdiensthabende Tierärztin anzurufen, trug ich Georgy die Kellertreppe runter, da sie dort hin wollte, und nach einem letzten Gang auf die dortige Toilette hat sie sich in einer Ecke verkrochen… Das war sehr untypisch, aber auch sehr deutlich für mich… Ich rief weinend die Tierärztin an, zog Georgy aus ihrem Versteck hervor und gab ihr eine Beruhigungsspritze und hielt sie für die kommenden 45 Minuten noch auf dem Arm. Dass die Spritze so langsam gewirkt hat, sprach für den schlechten Zustand von Georgy’s Kreislauf… ich habe eimerweise geheult, als sie sich gegen den Schlaf wehrte – Sorry, Georgy, der Schmerz war so groß! – und als sie ruhiger wurde und schlief, fuhren wir los.
Ich habe sie bis zum Schluß im Arm gehalten und gekrault….
Georgy, 8 Tage vor ihrem Tod, mit Kater Paul…